Trennungsängste

Veröffentlicht am 12. September 2025 um 21:52

„Mama, geh nicht!“ – Trennungsängste bei Kindern verstehen und liebevoll begleiten

Trennungsängste sind kein reines Kleinkind-Thema. Auch ältere Kinder – ja, sogar Grundschulkinder – können plötzlich starke Trennungsängste entwickeln. Für Eltern ist das oft überraschend und verunsichernd. Heute möchte ich als Familiencoach nicht nur informieren, sondern auch eine echte Fallgeschichte teilen, die zeigt:

➡️ Trennungsängste sind keine Schwäche – sondern ein Entwicklungsschritt, der liebevolle Begleitung braucht.

Fallbeispiel: Tom (7 Jahre) – Plötzliche Trennungsangst nach Schulwechsel

Tom war eigentlich ein aufgeweckter Junge, der sich gut an neue Situationen anpassen konnte. Die Kita-Zeit lief problemlos, auch der Schulstart vor zwei Jahren war relativ entspannt. Doch mit dem Wechsel in die 2. Klasse – und verbunden damit ein Umzug in eine neue Stadt – veränderte sich plötzlich alles.

Seine Mutter berichtete in unserer ersten Sitzung:

„Seit dem Umzug will Tom nicht mehr zur Schule. Er klammert sich morgens an mich, bekommt Bauchschmerzen, weint schon beim Frühstück. Wenn ich gehe, schreit er wie früher im Kindergarten. Ich verstehe das nicht – er war doch immer so selbstständig!“

Was auf den ersten Blick wie ein Rückschritt wirkt, ist aus entwicklungspsychologischer Sicht oft ein Zeichen dafür, dass ein Kind emotional überfordert ist. Der Schulwechsel, neue Freunde, ein ungewohnter Schulweg und gleichzeitig der Verlust des alten Zuhauses – all das bedeutete für Tom eine große Verunsicherung.

Was hat geholfen?

  • Gefühle ernst genommen: Die Eltern lernten, Toms Ängste nicht als „unnötig“ oder „übertrieben“ abzutun, sondern als echtes Signal zu verstehen: „Ich brauche gerade Sicherheit.“
  • Sicherheit durch Struktur geschaffen: Feste Morgenrituale, ein Foto der Familie im Schulranzen und kurze Abschiede halfen Tom, sich innerlich auf den Tag einzustellen.
  • Verbindende Übergangsobjekte: Tom bekam ein kleines Stofftier – den „Mutmacher“ – mit in die Schule.
  • Verlässliche Kommunikation: Die Mutter schrieb ihm morgens eine kleine Nachricht, die er in der Pause lesen durfte.
  • Eltern gestärkt: Die Unsicherheit der Eltern wich nach und nach einem liebevollen, aber klaren Umgang mit der Situation.

Nach einigen Wochen zeigte sich eine deutliche Verbesserung. Tom verabschiedete sich wieder leichter, knüpfte neue Freundschaften – und sagte schließlich:

„Ich will Mama nicht mehr traurig machen – ich weiß ja, dass sie wiederkommt.“

Was wir aus diesem Fall lernen können

  • Trennungsängste können auch verzögert oder situativ auftreten – selbst bei älteren Kindern.
  • Oft stehen sie im Zusammenhang mit Veränderungen: Umzug, Schulwechsel, Trennung der Eltern etc.
  • Kinder brauchen in solchen Phasen keine „Erziehung zur Härte“, sondern liebevolle, klare Begleitung.

Mein Impuls für dich als Mama, Papa oder Bezugsperson:

Wenn dein Kind Trennungsängste zeigt – egal in welchem Alter – frag dich nicht zuerst:

❌ „Was läuft hier schief?“ ✅ Sondern lieber: „Was braucht mein Kind gerade, um sich sicher zu fühlen?“

Wenn du dir Unterstützung wünschst oder einfach mal mit jemandem sprechen möchtest, der die Situation neutral und professionell einordnet – ich bin gerne für euch da.

Ich freue mich, dich und dein Kind ein Stück auf diesem Weg begleiten zu dürfen.

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